Preisträger Kategorie 1 (Kinder im Kindergartenalter)
Tageseinrichtung für Kinder Stuttgart: „Der einsame Dino Doc“
Der Film „Der einsame Dino Doc“ entstand in der Tageseinrichtung für Kinder in Stuttgart, die an der Fortbildungsmaßnahme „Weiterbildung zur Fachkraft für Medienbildung im Kindergarten“ teilnahm. Entstanden ist ein toller Beitrag, der deutlich macht, dass Medienbildung bereits im Kindergarten wirklich lohnend ist.
Zehn Kinder im Alter zwischen vier und sechs Jahren haben gemeinsam mit zwei pädagogischen Fachkräften einen Trickfilm über einen kleinen Dinosaurier erstellt. Dabei stand nicht die bloße Film-produktion im Vordergrund, sondern auch das Vorhaben, die Kinder mit verschiedenen Arten und Nutzungsmöglichkeiten von Medien vertraut zu machen. Besonders interessant war für die jungen Filmemacher die Arbeit mit dem Computer – auf verschiedenen Exkursionen in die Arbeitswelt konnten sie einiges über den PC erfahren und bastelten schließlich selbst einen aus Pappe.
Nach der theoretischen Hinführung beschlossen die Kinder einen eigenen Trickfilm zu erstellen und dachten sich die Geschichte des einsamen Dinosauriers selbst aus. Auch beim Dreh des Films waren die Kinder eigenständig am Werk, agierten als Kameramann/-frau und Fotograf/in oder dokumentierten die Dreharbeiten mit der Digitalkamera. Selbst die Vertonung des Films übernahmen die Kinder – mit einem gemalten Skript als Gedächtnisstütze, da die Kindergartenkinder noch nicht lesen konnten.
Da die Kinder so rege in die Dreharbeiten mit einbezogen wurden, konnten sie die Techniken des Trickfilmdrehs, wie beispielsweise „Table Top“ oder „Stoptrick“ kennen lernen und wendeten die kleinen Tricks der großen Filmemacher selbst an – wie bspw. die Verwendung von Ketchup für den Vulkanausbruch. Durch die theoretische Vorarbeit und die anschließende praktische Umsetzung einer Geschichte in einen eigenen Film konnten die Kinder alle Schritte der Trickfilmproduktion selbst durchlaufen und lernten somit eine Möglichkeit kennen, wie Medieninhalte entstehen und vermittelt werden.
Der Film erzählt die Geschichte des einsamen Dino Doc – kreativ und phantasievoll wie nur Kinder es können. Es wird deutlich, wie gewinnbringend es ist, den jungen Filmemachern viele Aufgaben selbst zu übertragen. Denn erst die kindlichen Ideen und Beispiele machen den besonderen Charme dieses Filmes aus. Diese beispielhafte medienpädagogische Arbeit im Kindergartenbereich ist absolut preiswürdig.
Preisträger Kategorie 2 (Kinder im Grundschulalter)
Sehbehindertenschule St. Michael: „Tante Icke und das Überraschungspaket“
Der Film „Tante Icke und das Überraschungspaket“ ist das Ergebnis eines integrativen Videoprojektes der Schule für Sehbehinderte St. Michael. Da alle teilnehmenden Schüler/innen sehbeeinträchtigt sind, lag die besondere Herausforderung darin, einen Film zu drehen, der ihre Lernvoraussetzungen und Nutzungsmöglichkeiten unterstützt. Die Bilder im Film sind mit Erklärungen unterlegt, so dass das Filmverständnis und der Spaß beim Fernsehen auch für sehbehinderte Kinder zum Genuss werden.
Der Film erzählt die Geschichte von Tante Icke, die eines Morgens ein mysteriöses Paket ohne Absender erhält. Darin befindet sich ein seltsames kleines Wesen, das sie noch nie gesehen hat. Nun versucht Tante Icke herauszufinden, was das für ein komisches Tier ist. Sie fragt in der Apotheke nach, im Zoo und beim Tierarzt – doch niemand kann ihr helfen. Nichtsdestotrotz schließt sie das Tier in ihr Herz und erlebt einige Abenteuer mit diesem gefräßigen Wesen
Als Ausgangspunkt der Filmgeschichte diente das Bilderbuch „Vera, Nikolaus und das Feuer“ von Ulrich Waller und Andre Aurich – das von den Kindern für die Verfilmung selbstständig weitererzählt wurde. Bei der Umsetzung der Geschichte in filmische Bilder waren alle Schüler beteiligt. Je nach individueller Stärke übernahmen sie verschiedene Aufgaben – einige agierten als Schauspieler, andere überlegten sich „special-effects“, erfanden Kostümideen oder holten Drehgenehmigungen ein
Im Rahmen des Videoprojektes lernten die Kinder alle Schritte kennen, die zu einer Filmproduktion dazu gehören: sie sammelten eigene Ideen für einen Filmdreh, verfassten ein Drehbuch und überlegten, wie einzelne Szenen umgesetzt werden können. Schließlich gehört zu einer Filmproduktion auch der Dreh selbst, der Schnitt der Szenen und das Untermalen mit Musik – dies alles wurde ebenfalls von den Schüler/innen erledigt. So waren die Kinder der Sehbehindertenschule St. Michael an jeder Phase der Filmerstellung aktiv beteiligt
Besonders beeindruckt war die Jury von der Vielfalt der Drehorte, denn Tante Icke nimmt ihr kleines Ungeheuer überall mit hin. Überrascht haben die Kinder außerdem mit den zahlreichen specal effects, die sie sich für den Film ausgedacht haben. Die jungen Filmemacher haben mit ihrem Film Kreativität und Ideenreichtum bewiesen. Das Ergebnis ist ein wirklich sehenswerter Film!
Radio der PH Freiburg: „Feyelschulkids auf PH 88,4“
Die Radio-AG der Feyelschule in Ebnet bei Freiburg wurde im Rahmen des Lernradios PH 88,4 der Pädagogischen Hochschule in Freiburg von zwei Studentinnen angeboten. Die Ergebnisse der AG wurden live im Radio und im Web ausgestrahlt und haben auch unsere Juroren begeistert.
Ziel des Projektes war einerseits den Kindern zu vermitteln, wie Radio gemacht wird bzw. aufzuzeigen wie Informationen und damit Meinungen vermittelt werden, andererseits wurde den jungen Radiomachern eine Plattform geboten, um eigene Themen medial zu inszenieren.
Während der Produktion der Sendungen lernten die Kids verschiedene Formen journalistischen Arbeitens kennen – wie führt man beispielsweise ein Interview und was muss man bei der Gestaltung einer Reportage im Radio beachten? Im Projekt lernten sie verschiedene Methoden der Recherche und probierten verschiedene Fragetechniken aus, um die Radiosendung interessant zu gestalten. Die Kinder nahmen ihre Musik- und Wortbeiträge außerdem selbst auf, erledigten den Schnitt und setzten die Sendungen eigenständig zusammen. Auch die Themen der Sendungen wurden von den Kindern selbst bestimmt – sie einigten sich auf die Themen „Polizei“ und „Fußball“ und begannen beim Polizeiposten Littenweiler sowie bei der Fußballschule des SC Freiburg mit den Recherchen. Gut vorbereitet durch einen Leitfaden erfüllten sie beim Interview hohe journalistische Anforderungen – sie stellten interessante Fragen, gingen auf die Antworten des Gegenübers ein und hakten genauer nach.
Neben Aufnahmetechnik, digitaler Schnitttechnik, unterschiedlichen Arten der Recherche und verschiedenen Formen journalistischen Arbeitens lernten die Kinder auch, wie Inhalte durch Medien verändert werden können (bspw. durch den Schnitt) und in einen anderen Kontext gesetzt werden. Hierdurch wurden die Schüler/innen ermutigt, Medieninhalte kritisch zu hinterfragen.
Die Feyelschulkids der Radio-AG haben eine wirklich gelungene Radio-Sendung produziert. Ihnen ist es geglückt eine interessante Sendung zu gestalten, die durch typische Radioelemente aufgelockert wird. So wurden zwischen den Beiträgen Polizei- und Fußballerwitze eingespielt und mit selbst aufgenommenen Lachern unterlegt. Es macht wirklich Spaß, den Feyelschulkids zuzuhören.
Preisträger Kategorie 3 (Schüler der Orientierungsstufe und der Sekundarstufe I)
Hainbuchenschule Hagenbach: „Pisa in Schilda – oder wo?“
Ausgehend von einem Wettbewerb zum Thema „Fernsehen“ drehte die Video-AG der Hainbuchenschule in Hagenbach einen kreativen und witzigen Film zum Thema „PISA in Schilda“. Die Euphorie und Aktivitäten rund um die Video-AG wurden sogar auf andere Schulfächer, wie bspw. den Musik- und Kunstunterricht übertragen. Bei der Organisation der Premierenfeier des Films war die ganze Schule beteiligt. Das große Engagement und der wirklich sehenswerte Film sind uns in jedem Fall einen Preis wert.
Bei dem Film handelt es sich um eine Magazinsendung mit verschiedenen kurzen Filmsequenzen, die durch eine Moderation miteinander verbunden werden. Die Schildkröte eines Schülers fungiert als Sendungsmaskottchen und dient der Überleitung zwischen den einzelnen Beiträgen. Die Filme behandeln „verrückte“ Unterrichtssituationen. So wird ein Schüler aus dem Unterricht geschmissen – verpackt in einem Pappkarton aus dem Fenster.
Ziel des Projektes war es, einen kreativen und reflektierten Umgang mit audiovisuellen Medien bei den Schüler/innen der Video-AG anzuregen. In diesem Zusammenhang lernten sie die Wirkungsmöglichkeiten von Medien kennen und erfuhren, wie die Vermittlung von Informationen durch die Medien verzerrt werden kann. So probierten sie auch verschiedene Trick- und Filmtechniken aus, die beim Film eingesetzt werden, wie bspw. die „Blue-Box“ oder den „Stopp-Trick“.
Die Vielfältigkeit der Aktivitäten der Projektteilnehmer ist wirklich bemerkenswert. Neben der eigentlichen Filmproduktion komponierten sie einen eigene Filmmusik, dokumentierten das Projekt mit der Digitalkamera, machten Erfahrungen mit einem Bildbearbeitungsprogramm, organisierten die Premierenfeier und ein eigenes Filmfestival mit dem Titel „Hagenbachiade“.
Die Schülerinnen und Schüler erlangten während der Dreharbeiten einen guten Einblick in die Filmproduktion. Sie konnten ein Gefühl dafür entwickeln, wie viel Aufwand die Produktion weniger Filmminuten bedeutet. Die aktive Medienarbeit und -produktion half ihnen, die Machart von Medien zu durchleuchten, so dass die Kinder und Jugendlichen nun über eine bessere Reflexionsbasis verfügen, um Medieninhalte kritisch nach ihrem Wahrheitsgehalt zu hinterfragen.
Thomas-Morus-Gymnasium Daun: Alles Bio oder was?
Das Kindersachbuch „Alles Bio, oder was?“ entstand im Rahmen des Projektes „Multimedia im Hauptfach Deutsch“ am Thomas-Morus-Gymnasium Daun. Unterstützt wurde die Schule dabei von einem Medienpädagogen der Lernwerkstatt medien+bildung.com. Ziel des Projektes war die Verbindung von Lernplaninhalten mit Zielen der Medienkompetenzvermittlung – dies ist mit der Realisierung des vorliegenden Projektes „Alles Bio, oder was?“ exemplarisch gelungen.
Bei der Gestaltung des Sachbuches stand die selbstständige Arbeit der Schüler/innen im Vordergrund – sie sollten sich ein Thema eigenständig erschließen und ihre Ergebnisse mit Hilfe moderner Medien darstellen und veröffentlichen. In Kleingruppen wurden verschiedene Teilaspekte eines Biobauernhofes erarbeitet und recherchiert – wie bspw. die Milchwirtschaft, der Hütehund oder die Käseproduktion.
Durch die räumliche Nähe zu einem Biobauernhof war es möglich, vor Ort zu recherchieren und Interviews aufzunehmen. Um dafür gewappnet zu sein, erhielten die Kinder eine Reporter-Grundausbildung. In diesem Zusammenhang erwarben die jungen Redakteure Kenntnisse zum Umgang mit der Videokamera, dem Interviewmikrofon und den Grundregeln der Interviewführung.
Nach der Recherche vor Ort ging es an die Textproduktion und die Layoutgestaltung. Hier konnten die Kinder erfahren, wie Informationen und Erlebnisse für die Medien aufbereitet werden können. Zunächst gestaltete jede Gruppe eine Doppelseite auf dem Papier, die später auf dem Computer digital umgesetzt wurde. Zusätzlich zu dem Sachbuch wurde eine eigene Internetpräsenz für das Projekt eingerichtet – auch hier wurden die Kinder in die Arbeit miteinbezogen. Sie konnten so Vor- und Nachteile der beiden Medienarten erkennen.
Im Rahmen des Projektes lernten die Schüler/innen alle Facetten des journalistischen Arbeitens kennen und konnten sich reflektiert mit der Produktion von Medien auseinandersetzen. Insgesamt haben die Schüler/innen des Thomas-Morus-Gymnasiums in Daun ein tolles Produkt entwickelt, dass sich sehen lassen kann. Prädikat: Absolut lesenswert!
Jugendhilfswerk Freiburg: Klappe 150 – ein Dokumentarfilmprojekt
Was ist jungen Frauen heute wichtig? Welche Wünsche und Hoffnungen haben sie und was erwarten sie vom Leben? Was macht Ihnen Angst, wo sehen sie Grenzen? Der Dokumentarfilm „Klappe 150“ begleitet sieben Mädchen im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren und zeigt sie in ihrer Lebenswelt. Während der Dreharbeiten haben die Mädchen ein tiefes Vertrauen zueinander aufgebaut und konnten sich vor der Kamera völlig öffnen. Entstanden ist ein ungeschminktes Porträt junger Frauen so wie sie wirklich sind.
Im Film interviewen sich die Mädchen gegenseitig zu verschiedenen selbst gewählten Themen wie „Glauben“, „Zukunft“ und „Schönheit“. Dabei wählten sie sich zum Thema passende Drehorte aus und filmten bspw. vor dem Freiburger Münster und einer Moschee. Zudem nahmen sie sich bei einer Schminksession auf und verhalfen sich gegenseitig zu einem neuen Look. Durch die ungezwungene Art und Weise der Mädchen vor der Kamera zu agieren bekommt der Zuschauer einen ausführlichen Einblick in die Welt junger Frauen.
Während des Projektes erhielten die Mädchen eine Einführung in das Handwerk des Filmemachens und erlernten die technischen Grundlagen im Umgang mit der Kamera sowie bestimmte Fragetechniken für die Interviews. Außerdem wurden sie in den Ablauf einer Filmproduktion eingeführt und entwickelten ein Gefühl für organisatorische und zeitliche Aspekte der Filmarbeit. Neben diesen medienpädagogischen Zielen hatte das Filmprojekt auch eine persönlichkeitsfördernde Wirkung. Während der gegenseitigen Befragung wurden die jungen Mädchen angeregt, über die eigene Person zu reflektieren und eigene Lebensentwürfe zu thematisieren.
Das Projekt fand innerhalb von nur vier Tagen statt, in denen sich die Mädchen erst gegenseitig kennen lernten. Umso erstaunlicher ist das Ergebnis, das in dieser kurzen Produktionszeit entstanden ist. Die Jury war besonders von dem vertrauten Umgang der Mädchen untereinander und der Offenheit vor der Kamera beeindruckt. Die sehr persönlichen und ehrlichen Antworten der jungen Frauen im Interview machen die besondere Qualität des Filmes aus und berühren den Zuschauer. Hut ab vor dieser filmerischen und authentischen Leistung!